Die Fünf-Elemente-Lehre im Shiatsu

 

Die Fünf-Elemente-Lehre (auch genannt die Lehre der Fünf Wandlungsphasen) ist eine Theorie zur Naturbeschreibung des in China entstandenen Taoismus. Dabei untersucht die Fünf-Elemente-Lehre im taoistischen Grundlagenwerk Daodejing anhand der fünf Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser die Gesetzmäßigkeiten, nach denen sich dynamische Prozesse entwickeln. So besagt das Daodejing beispielsweise unter anderem: aus Holz entsteht Feuer, Feuer bringt Erde hervor, aus Erde entspringt Metall, Metall erzeugt Wasser und Wasser nährt wiederum das Holz. Die bis heute älteste bei Ausgrabungen in Mawangdui wiederentdeckte Abschrift des Daodejing mit der Beschreibung der Fünf-Elemente-Lehre wurde von Archäologen wissenschaftlich auf das 3 Jh. v. Chr. datiert.

Klassisch werden im Shiatsu Energiezugangspunkte von zwölf Meridianen genutzt. Diese Meridiane werden wiederum den fünf Elementen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser zugeordnet. Dies ermöglicht einfache wie auch sehr komplexe Assoziationen wie in einem Abzählreim. Die Befundung im Shiatsu nutzt diese Assoziationen für die holistische Suche nach dem ursprünglichen Ungleichgewicht, welches die aktuellen Beschwerden hervorruft. Zeigt sich sehr vereinfacht gesagt nun beispielsweise ein Ki-Mangel in einem dem Feuer zugeordneten Meridian, so kann sich unter anderem ein Ausleiten bzw. Weiterleiten des Ki in einem dem Holz zugeordneten Meridian anbieten (Holz wird in seiner nährenden Rolle zur Mutter des Feuers). Das Beispiel ist sehr vereinfacht dargestellt, in Wirklichkeit werden sich weitere Abklärungen als notwendig erweisen.

Shiatsu in der Europäischen Union

Nationale Berufsverbände vertreten Shiatsu unter anderem in Deutschland (GSD), Österreich (ÖDS), Frankreich (FFST) und der Schweiz (SGS). Diese sind europaweit im Internationalen Shiatsu-Netzwerk (ISN) oder in der europäischen Shiatsu-Föderation (ESF) zusammengeschlossen.

In der Schweiz ist Shiatsu zudem seit dem 9. September 2015 als eidgenössischer Beruf der Komplementärtherapie anerkannt (siehe Pressemitteilung).

Die Organuhr

Die Beobachtung der Meridiane und der darin fließenden Lebensenergie (jap. Ki) reicht weit zurück. In der Zeit der Han-Dynastie (206 v. Chr. – 420 n. Chr.) wurde sie erstmals schriftlich erfasst und als Erweiterung im bereits früher geschriebenen Fachwerk Huangdi Neijing Suwen aufgenommen, welches die Grundlage der heutigen traditionellen chinesischen Medizin bildet. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt wurde festgestellt, dass ca. alle zwei Stunden ein Meridian besonders viel Ki für sich anzusammeln schien und durch gezieltes Ausleiten desselben bestimmte Beschwerden behandelt werden konnten. Traten diese Beschwerden doch rhythmisch zur gleichen Tages- oder Nachtzeit auf.

In Europa stellte im Jahre 1729 auch der französische Mathematiker Jean-Jacques  Dortous de Mairan fest, dass fast alle lebenden Organismen eine innere biologische Uhr zu haben scheinen, welche innerhalb 24 Stunden unter anderem auch bei Menschen das Wachsein und den Schlaf oder auch Maxima und Minima der Körpertemperatur im Tagesverlauf steuert und  nannte sie die „circadiane Uhr“. In Deutschland musste man weitere 230 Jahre warten, bis der Begründer der Chronobiologie Franz Halberg im Jahre 1959 den Begriff der „circadianen Rhythmik“ mit gleicher Bedeutung endlich auch mit wissenschaftlicher Autorität einführte. Er konnte bis zu seinem Tod im Jahre 2013 in einer großen Anzahl von Arbeiten an der Universität Minnesota belegen, dass es viele Beschwerden gibt, die mit bestimmten Lebensrhythmen bzw. deren Störungen zusammenhängen. Denn die circadiane Rhythmik hilft einem Organismus, sich auf täglich wiederkehrende Phänomene einzustellen. Sie steuert oder beeinflusst unter anderem die Herzfrequenz, den Schlaf-Wach-Rhythmus, den Blutdruck und die Körpertemperatur.

Die Behandlung mit Shiatsu berücksichtigt diese Erkenntnisse sowohl in der Befundung als auch in der eigentlichen Behandlung und bietet damit eine holistische anstelle einer symptombezogenen Herangehensweise.

Die Meridiane im Shiatsu

Die Meridiane stehen im Shiatsu, wie auch in der traditionellen chinesischen Medizin, für Leitbahnen der Lebensenergie, welche in Japan „Ki“ und in China „Qi“ genannt wird. Diese Lebensenergie wiederum hat verschiedene Erscheinungsformen mit der der Fähigkeit sich zu bewegen und sich von der einen in die andere Form zu verwandeln. Ein frei und in ausreichender und ausgeglichener Menge fließendes Ki wiederum fördert ein gesundes und erfülltes Dasein.

Auf den Meridianen befinden sich sogenannte Shiatsu-Punkte, welche mit Fingerdruck einen Zugang zum Ki ermöglichen. Der Shiatsu-Praktiker nutzt diesen Zugang, um Richtung und Stärke des Ki und somit sein Fließen und seine Wandlungsfähigkeit direkt zu beeinflussen. Verbunden mit einer vorgängigen Befragung und einer im Shiatsu spezifisch entwickelten Befundung lassen sich Mangelerscheinungen wie auch Überfluss und Ungleichgewicht im Energiehaushalt des Körpers identifizieren und behandeln und somit Wohlbefinden und Gesundheitsvorsorge fördern.

Klassisch werden im Shiatsu die Energiezugangspunkte von zwölf Meridianen genutzt. Diese Meridiane verteilen sich über den ganzen Körper und haben ihren Anfangs- bzw. Endpunkt an den Extremitäten der Hände und Füße, sowie am Kopf. Zudem werden in speziellen Fällen die Shiatsu-Punkte von weiteren Gefäßen genutzt. Im Ablauf einer Behandlung werden jedoch selten die Shiatsu-Punkte von mehr als zwei Meridianen verwendet, da eine Betonung der Gewichtung den gewünschten Ausgleich merklich fördert.

Der Futon im Shiatsu

Der japanische Begriff Futon bezeichnet in seinem Ursprungsland eine Schlafstätte bestehend aus Matratze (shiki-buton) und Bettdecke (kake-buton), welche direkt auf dem Boden ausgerollt und genutzt wird. Die Matratze selbst ist eine etwa 10 Zentimeter dicke Baumwoll- oder Seidenhülle, welche wiederum mit Baumwolle gefüllt ist.

Bei seiner Ankunft in Europa wurde der Futon zunächst umgehend einer Matratze gleichgesetzt, welche ohne zusätzliches Bettgestell ein Schlafen „möglichst nahe am Boden“ ermöglicht, bevor die hiesigen Möbelhersteller auch den ursprünglich bodennahen Futon in die handelsüblichen Bettgestelle integrierten.

Im klassischen Shiatsu erfolgt die Behandlung sowohl in Japan wie auch in Europa auf einem direkt auf dem Boden ausgelegten Futon oder richtigerweise auf einem „shiki-buton“. Die entspannende Wirkung des Shiatsu kann sich dabei voll entfalten und ermöglicht dem Klienten wie auch dem Behandler selbst eine möglichst starke Kontaktaufnahme mit seiner Umgebung.

Shiatsu bei Stress

Wussten Sie dass jeder fünfte Deutsche unter Stress leidet? Laut einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation gehört Stress zu einer der größten Gefahren des 21. Jahrhunderts.

Hektik am Morgen, Druck bei der Arbeit, Stau auf der Autobahn, Verspätung beim Abholen der Kinder in der Schule, der Stress ist ein Ausdruck der modernen Gesellschaft. Chronischer Stress wirkt sich sowohl auf physischer wie auch psychischer Ebene aus. In schlimmeren Fällen kann es zum Burn-Out führen oder einem CFS (chronisches Fatiguesyndrom).

In unserem Alltag sind wir alle Stresssituationen ausgesetzt, daher geht es nicht darum dem Stress zu entgehen, sondern viel mehr die Stressbewältigung erfolgreich zu gestalten.

Shiatsu kann dabei helfen, Stress vorzubeugen. Die Wirksamkeit von Shiatsu bei Stress wurde in einer internationalen Repräsentativstudie der Universität Leeds nachgewiesen (vollständige Studie auf Englisch).